Körper als Heimat - Spüren heißt lebendig sein
Die Praxis führt durch Asanas, Achtsamkeit und natürlichem Atem und kann einen magischen Raum eröffnen. Immer wieder zu erforschen und das zu entdecken, was frisch und neu sein kann. Tag für Tag – immer wieder neu beginnen. Mit der Bereitschaft, im Hier & Jetzt zu sein, die in der ständigen Veränderung des Lebens einen tieferen Sinn offenbaren kann.
Alle Teile des Körpers dürfen sich frei und doch miteinander verbunden bewegen. So entsteht eine offene und sinnliche Art, den Körper zu erkunden, von Innen zu spüren und sanft scheinbare Grenzen zu erweitern.
Die Bedürfnisse des Körpers stehen im Mittelpunkt. Sie wieder wahrzunehmen, liebevoll mit allen Sinnen, führt durch die Praxis. Im Kontakt mit sich selbst zu sein, der inneren Stimme zu lauschen, stärkt Selbstanbindung und Selbstbewusstsein – und kann ungemein belebend wirken.
Freier Atem - Gefühle dürfen fließen
Der Atem ist ein Wunder und beeinflusst unsere Gesundheit und unser geistiges Wohlbefinden. Auch Gefühle wie Angst, Wut, Freude, Trauer, Scham und Schuld verändern den Rhythmus des Atems. Ebenso wirken sich bestimmte Atemmuster auf unsere Gefühls- und Gedankenwelt aus.
In der Praxis des HeilYoga darf der Atem seinen eigenen Weg finden. Durch die Bewegungen und Formen des Körpers können sich neue Räume eröffnen, die der Atem oft so spontan belebt, als hätte er auf diese Einladung gewartet.
Jetzt kann Prana, die prickelnde Lebensenergie, frisch durch Körper & Geist sprudeln und ihn durchspülen. Dadurch sind auch Gefühle eingeladen zu erscheinen, die vielleicht im Trubel des Alltags untergegangen sind. Emotionale Verhärtungen dürfen im Licht des Bewusstseins erkannt werden und vielleicht etwas weicher werden. Kein Interpretieren oder Werten ist nötig, sondern ein offenes, zugewandetes Wahrnehmen und Erkennen, das der grundlegenden Heiterkeit des klaren Geistes entspringt.
Bewegte Gefühle setzen gebundene Energie frei, die nun wieder zur Verfügung steht. Wenn das nicht einen tiefen, herzhaften Seufzer wert ist.....
Innere Wildnis - Imagination als heilsame Ressource
Die Natur heilt. Und in uns steckt eine wilde, ursprüngliche Natur, eine innere Weisheit, die über das hinausgeht, was der Verstand erfassen kann.
Auch wenn wir verlernt haben, dieser inneren Stimme, der Buddhanatur zu lauschen, steht sie uns doch zur Verfügung. Das erfordert Stille und Geduld. Nicht mit dem Verstand zu denken, sondern den ganzen Körper zu nutzen. Meiner Erfahrung nach lebt in jeder von uns eine Zauberin, eine Schamanin, eine Dakini, die die Grenzen zwischen Bewusstsein & Instinkt durchlässiger sein lässt und fruchtbaren Boden für Selbstentfaltung schenkt.
Im HeilYoga nutzen wir den Reichtum der inneren Bilder, die die Selbstheilungskräfte unterstützen. Das sind Orte in der Natur, Pflanzen, Farben, Tiere, BegleiterInnen, die fünf Elemente, die in jeder von uns spontan, individuell und kreativ Gestalt annehmen und Qualitäten wie Mut, Gelassenheit, Vertrauen, Dankbarkeit und Liebe kultivieren können.
Worte verhindern, dass man sich kennenlernt
Dieser Spruch der amerikanischen Ureinwohner beschreibt gut, was im Kurs auch geschieht. Falls eine Teilnehmerin sich zu Beginn mitteilen möchte, kann sie das gerne tun. Während der Praxis findet keine soziale Interaktion statt. Jede ist bei sich auf ihrer Matte. Ganz echt. Und doch sind wir alle in einem Raum. Dieses stille und lebendige Beisammensein wirkt auf einer Ebene, die einerseits ungewohnt, andererseits zutiefst heilsam sein kann. Ein Loslassen sozialer Masken und Konditionierungen ist möglich. Zwischen der Angst, nicht gut genug zu sein und der Hoffnung, besser zu werden, das Gefühl zu erleben, wie es ist, in sich zu ruhen. Für einen Moment in der Mitte des Herzens Platz zu nehmen und still, weit und leer zu sein.
Text für den Aquariana Newsletter, Sirkka Wittke, September 2018